Abgabedatum: 20.3.2020
Rückmeldung: Tutorin
a) Durch alle slawischen Götterlehren geht ein scharf ausgeprägter Dualismus hindurch: es gibt einen guten (weißen) u. einen bösen (schwarzen) Gott, welche beide eine große Zahl Untergötter im Gefolge haben. Man hat demnach eine Menge Weißgötter u. Schwarzgötter, deren Zahl, Namen u. Attribute in der Mythologie der einzelnen slawischen Volksstämme verschieden sind. Entsprechend zunächst der Trennung der Slawen in die beiden Hauptstämme der östlichen u. der westlichen, scheidet sich auch ihre Mythologie in eine östliche u. westliche, als Hauptsitze der ersteren galten Kiew u. Nowgorod, der letzteren Arkona u. Rethra.
b) Die Ostslawen unterschieden neben der Einteilung ihrer Götter in weiße u. schwarze, auch vier Götterklassen: Götter des Gesammtvolks, wozu die des Krieges u. Friedens gehörten; Götter des individuellen Menschen, z.B. Götter für Liebe, Frohsinn, Genesung etc.;
c) Die Russen z.B. stellten sich die Erde als eine vom Meer umflossene Scheibe vor, welche von einem großen Wallfisch getragen werde. So lange dieser seine Weltmission ruhig erfüllt, geht es still auf Erden zu, wird ihm aber je zuweilen die Bürde zu schwer, was er durch Zappeln u. Schläge mit dem Schwanze verrät, so entstehen Erdbeben.
d) Die Mythologie der Westslawen zeichnet sich vor jener durch einen geregelten u. scharf fixierten Cultus aus. Sehr mangelhaft waren die Begriffe der Slawen über Kosmogonie und Theologie. Der gute weiße Gott gilt zwar meist als der höchste Herr u. Gebieter der Welt u. nicht nur als der Schöpfer des Himmels, sondern auch der Erde u. der Natur; doch wird fast von allen Slawen daneben noch eine besondere Erdgöttin angenommen, deren Verhältnis zu dem Himmelsgotte sehr unklar erscheint.